Tschechoslowakischer Wolfhund Charakter
Ein gut erzogener, artgerecht gehaltener, zufriedener Hund ist ein gutmütiger und freundlicher Zeitgenosse. Er ist kinderlieb, Unbekannten gegenüber zurückhaltend und unaufdringlich. Der TWH baut eine sehr innige Bindung zu seiner Bezugsperson auf, respektiert in der Familie aber auch alle anderen Mitglieder.
Doch Achtung:
Durch seine hohe Intelligenz ist er schneller als viele Menschen in der Lage, Beziehungsstrukturen und eventuelle Hierarchien in der Familie zu durchschauen und zu seinen Gunsten zu nutzen, vielleicht auch auszunutzen! Er verfügt in dieser Hinsicht über einen untrüglichen Instinkt und lässt sich, im Gegensatz zum Menschen, nichts vormachen. Daher ist es wichtig, ihm seinen Rang (nämlich ganz am Ende) gleich von Beginn an unmissverständlich klar zu machen. Nicht minder wichtig ist, diesem charaktervollen Individuum ein gewisses Maß an Eigenständigkeit zu lassen. Der TWH möchte nicht pausenlos gegängelt, bemaß regelt oder unterdrückt werden. Er will und muss sanft, aber konsequent erzogen werden, mit Freiraum zur Selbstentfaltung. Da er eine Aufgabe braucht, die ihn fordert und erfüllt, lernt er schnell und gerne. Zu Dingen, die ihm unangenehm erscheinen oder sinnlos, muss er allerdings geschickt motiviert werden, manchmal regelrecht überredet. Dem Gros der Tschechoslowakischen Wolfshunde gemeinsam ist die strikte Weigerung, Wiederholungsübungen auszuführen.
Wie alle Hunde unterwirft er sich willig einer Leitperson und wird alles in seiner Macht stehende tun, seinem Besitzer zu gefallen, weil dies seinem Wolfsnaturell entspricht und für ihn Schutz und Führsorge bedeutet. Erkennt er in seinem Herrn diese Bedeutung nicht, wird er sehr bald nicht mehr gehorchen und kann dann aufgrund seiner Körpergröße und Kraft sehr unangenehm werden.
Auf Zwang in Verbindung mit Bestrafung reagiert er äußerst sensibel, gegebenenfalls sogar mit Flucht und bleibender Angst vor seinem Herrn. Ungerechte Behandlung merkt er sich und wird sich irgendwann wehren.
Von Fremden nimmt er Befehle nur an, wenn er merkt, das für ihn eine Belohnung dabei heraus springt. Wie an anderer Stelle schon erwähnt, hat dieser Hund einen sehr starken Jagdtrieb, der bei einem schlecht erzogenen Hund auch vor Kühen und Pferden nicht halt macht. In früher Jugend ist es möglich, ihn mit anderen Tieren zu sozialisieren. Akzeptiert er dann zum Haushalt gehörende Kaninchen, Katzen etc., gilt das aber längst nicht für fremde Tiere. Im Verhalten anderen Hunden gegenüber benehmen sich TWHs so unterschiedlich, wie Hunden anderer Rassen auch. Die meisten aber sind friedlich. Als äußerst soziales Tier bleibt er ungern allein. Man kann ihn langsam und behutsam daran gewöhnen, aber es fällt ihm deutlich schwerer als anderen Rassen. Als Haushund ist er bedingt geeignet, da er ein großes Maß an Bewegung braucht, um ausgelastet zu sein. Sinnvoll ist ein großer Garten, in dem er sich nach Herzenslust austoben kann, auch wenn mal keine Zeit für ausgedehnte Spaziergänge ist. Trotz aller hier aufgeführten Merkmale: Charaktereigenschaften lassen sich immer nur grob an einer Rasse fest machen und gelten daher nicht generell und allumfassend für jeden TWH. Unter Hunden gibt es so viele individuelle Unterschiede wie unter Menschen auch. Entgegen landläufiger Meinung ist eine Hündin nicht einfacher im Umgang, oder leichter zu erziehen als ein Rüde. Temperament und Aggressionspotential, Selbstbewusstsein und Dominanz sind weder an Geschlechtshormone gebunden, noch haben sie mit Größe, Stärke oder Alter des Tieres zu tun. Es ist Sache des ganz persönlichen Charakters. Hält man mehrere Hunde zusammen, ist es ratsam ihre Rangfolge genau zu kennen. Aufmerksame Beobachtung der Tiere gibt meist (aber leider nicht immer) wertvolle Einblicke. Im Interesse gerade der rangniedriger stehenden Tiere, sollte diese Hierarchie auch vom menschlichen Rudelführer akzeptiert und in seinem Verhalten gegenüber den Tieren übernommen werden. ( Der/die höchste wird zuerst gefüttert, gestreichelt, angeleint usw.) Missachtet der Mensch diese Regeln aus menschlichen Gefühlen wie Mitleid oder dem Hang Gleichberechtigung walten zu lassen, tut er den schwächeren Tieren keineswegs einen Gefallen, weil er die übrigen voll Wut gegen diese aufbringt. Kommt es häufig zu heftigen Auseinandersetzungen unter den Hunden, ist es bei gleichgeschlechtlichen Tieren sinnvoll, das rangniedrigere Tier kastrieren zu lassen.